Filmreihe
ROMPERE LE PALLE – NEUES FILMSCHAFFEN ITALIENISCHER REGISSEURINNEN
Neues und Wiederzuentdeckendes aus Italien: vier Premierenfilme – allesamt Debüts – und drei Meisterwerke.
Beeindruckend bringt Simone Massi seine aussergewöhnliche Hingabe an das Animationshandwerk in seinem ersten Langfilm zum Ausdruck, der aus 40'000 handgezeichneten Einzelbildern besteht und Geschichten, Erinnerungen und Träume von drei Kindern aus verschiedenen Generationen verknüpft (Invelle). Zu den weiteren Premieren gehören die bemerkenswerten Spielfilme von drei Regisseurinnen, die sich im Kampf um die Gleichstellung der Geschlechter engagieren und dabei in unterschiedlichsten Genrefilmen ihre unvergleichliche Kreativität zeigen: Margherita Buy, eine der bekanntesten Schauspielerinnen des italienischen Kinos, gelingt eine äusserst unterhaltsame Komödie, basierend auf einer persönlichen Erfahrung – die Angst zu fliegen (Volare). Stilsicher und mit grossem Einfühlungsvermögen greift Marta Savina dagegen eine revolutionäre wahre Begebenheit auf und schildert die Geschichte von Franca Viola, der ersten Frau, die sich in den 1960er Jahren in Sizilien gegen die sogenannte «Wiedergutmachungsehe» mit ihrem Vergewaltiger auflehnte (Primadonna). Lydia Patucci wiederum zeigt labile Menschen, die so gut es geht, versuchen, in einer Welt der Gewalt zu überleben – ein spannender Thriller und zugleich feministischer Beitrag zum typisch italienischen Genre des Poliziottesco, des Polizeifilms (Come pecore in mezzo ai lupi). Zur Wiederaufführung kommen zwei Werke von Marco Bellocchio, der zu den vielseitigsten italienischen Regisseuren gehört. I pugni in tasca von 1965 gilt zurecht als eines der stärksten Erstlingswerke der Filmgeschichte. Gut ein halbes Jahrhundert später zeichnet er mit Il traditore virtuos und lyrisch das erstaunliche Röntgenbild eines bis auf die höchste Staatsebene maroden Landes. Zum 30. Todestag von Giulietta Masina schliesslich präsentiert das Programm Giulietta degli spiriti – vielleicht Fellinis wichtigstes, verspieltestes und originellstes Werk, fotografiert in leuchtenden Farben von Gianni Di Venanzo und unterlegt mit einer der schönsten Filmmusiken von Nino Rota.