Filmreihe

25. April–29. Mai

1968 AU CINÉMA FESTIVALPERLEN

1968 AU CINÉMA FESTIVALPERLEN 27/04 – 29/05/2018   Den diesjährigen Mai widmen wir dem Jahr 1968. Das Programm umrunden die schönsten Festivalperlen, die es nicht zu verpassen gilt.   1968 – als die Träume auf der Strasse lagen. Für die einen war 1968 vor allem Sex, Drugs and Rock'n Roll, für die andern war es Mao, Che und Ho Chi Minh - und für ganz viele war es alles zusammen und einfach ein neues grossartiges Lebensgefühl. Während es in den USA Mitte der 1960er mit Hippies und ersten grossen Mobilisierungen gegen den Krieg in Vietnam begann, ab 1966 nach Deutschland überschwappte, brauchte es in der Schweiz ein bisschen länger. So kommentierte es im Sommer 1968 ein Zürcher Kommunalpolitiker der FDP. Man findet die Szene in Jürg Hasslers agitatorischem Dokumen «KRAWALL» (1969) einem grossartigen Zeitbild über Vorgeschichte, Ausbruch und Nachwehen der als «Globus-Krawall» in die Geschichtsbücher eingegangenen Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und der brutal agierenden Staatsmacht. Mit seinen 30 Jahren war Hassler nicht mehr der Jugendliche und sein Film macht klar, dass er eindeutig mehr zur eingangs erwähnten zweiten Position gehört. Ganz unironisch klingt «KRAWALL» mit Szenen aus, die aus Propagandafilmen für Maos Kulturrevolution stammen.   Jener blutig geführte innerparteiliche Machtkampf in Chinas KP mit Millionen von Opfern wurde von vielen verblendeten Jugendlichen im Westen als emanzipatorischer Aufbruch der chinesischen Jugend missverstanden. Missverstanden hatten die Vertreter der ersten Position auch das mit dem Sex und der Freien Liebe - sollte Solches doch primär für die Männer gelten. Die luftig-leichte deutsche Erfolgskomödie «ZUR SACHE SCHÄTZCHEN» von May Spils, einer der ersten westdeutschen Regisseurinnen überhaupt, geht dem mit sanfter Ironie nach und verkörpert ein Lebensgefühl fröhlicher Tagediebe und Hänger.   Eher wehmütige Rückblicke lieferte ein knappes Jahrzehnt später der grosse Alain Tanner mit «JONAS QUI AURA VINGT ANS EN L’AN 2000» und jetzt, ein halbes Jahrhundert danach, der Dokumentarfilm «HANNAH – EIN BUDDHISTISCHER WEG ZUR FREIHEIT», der die Suche nach Spiritualität von damals und heute nachzeichnet.   Nochmal ziemlich handfest-politisch, aber gleichzeitig mir überbordendem Humor geht es schliesslich in Louis Mallles «MILOU EN MAI» von 1990 zu: Die Revolte von 1968 hat die französische Provinz erreicht, und weil alles streikt, sind nun sogar die Totengräber im Ausstand, nichts ging mehr, damals, als die Träume auf der Strasse lagen. Geri Krebs  

1968 AU CINÉMA FESTIVALPERLEN 27/04 – 29/05/2018

Den diesjährigen Mai widmen wir dem Jahr 1968. Das Programm umrunden die schönsten Festivalperlen, die es nicht zu verpassen gilt.

1968 – als die Träume auf der Strasse lagen.

Für die einen war 1968 vor allem Sex, Drugs and Rock'n Roll, für die andern war es Mao, Che und Ho Chi Minh - und für ganz viele war es alles zusammen und einfach ein neues grossartiges Lebensgefühl.

Während es in den USA Mitte der 1960er mit Hippies und ersten grossen Mobilisierungen gegen den Krieg in Vietnam begann, ab 1966 nach Deutschland überschwappte, brauchte es in der Schweiz ein bisschen länger. So kommentierte es im Sommer 1968 ein Zürcher Kommunalpolitiker der FDP.

Man findet die Szene in Jürg Hasslers agitatorischem Dokumen «KRAWALL» (1969) einem grossartigen Zeitbild über Vorgeschichte, Ausbruch und Nachwehen der als «Globus-Krawall» in die Geschichtsbücher eingegangenen Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und der brutal agierenden Staatsmacht.

Mit seinen 30 Jahren war Hassler nicht mehr der Jugendliche und sein Film macht klar, dass er eindeutig mehr zur eingangs erwähnten zweiten Position gehört. Ganz unironisch klingt «KRAWALL» mit Szenen aus, die aus Propagandafilmen für Maos Kulturrevolution stammen.

Jener blutig geführte innerparteiliche Machtkampf in Chinas KP mit Millionen von Opfern wurde von vielen verblendeten Jugendlichen im Westen als emanzipatorischer Aufbruch der chinesischen Jugend missverstanden.

Missverstanden hatten die Vertreter der ersten Position auch das mit dem Sex und der Freien Liebe - sollte Solches doch primär für die Männer gelten.

Die luftig-leichte deutsche Erfolgskomödie «ZUR SACHE SCHÄTZCHEN» von May Spils, einer der ersten westdeutschen Regisseurinnen überhaupt, geht dem mit sanfter Ironie nach und verkörpert ein Lebensgefühl fröhlicher Tagediebe und Hänger.

Eher wehmütige Rückblicke lieferte ein knappes Jahrzehnt später der grosse Alain Tanner mit «JONAS QUI AURA VINGT ANS EN L’AN 2000» und jetzt, ein halbes Jahrhundert danach, der Dokumentarfilm

«HANNAH – EIN BUDDHISTISCHER WEG ZUR FREIHEIT», der die Suche nach Spiritualität von damals und heute nachzeichnet.

Nochmal ziemlich handfest-politisch, aber gleichzeitig mir überbordendem Humor geht es schliesslich in Louis Mallles «MILOU EN MAI» von 1990 zu: Die Revolte von 1968 hat die französische Provinz erreicht, und weil alles streikt, sind nun sogar die Totengräber im Ausstand, nichts ging mehr, damals, als die Träume auf der Strasse lagen. Geri Krebs

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